Nee, hier geht’s nicht um Yogi Löw’s Trainerstil. Aber irgendwie um etwas ähnliches.
Seit über zwei Jahren dürfen wir bei den spannenden Vorhaben der IGS-Landau mitspielen (uuups - also doch Fussball?!) und genießen diese Zusammenarbeit sehr.
Bisher haben wir nie so recht auf den Punkt bringen können - wieso eigentlich? Nicht dass es nicht genug Gründe gäbe - aber wir spürten immer: Da ist noch was anderes.
Seit zwei Wochen fühlen wir uns schlauer - durften wir doch zwei ganze Tage mit dem 80-köpfigen Team der IGS im Rahmen ihrer Studientage verbringen.
Aber mal ganz langsam, worum ging es eigentlich? Um nicht weniger als die Zukunft von mehreren hundert bis über tausend künftigen 8.-Klässler*innen in den nächsten 10 Jahren. Wie werden sie künftig lernen? Und was sollten sie überhaupt lernen? Und wie können sie damit ein aktiv beteiligtes, glückliches Leben führen?
Große Fragen brauchen viele Köpfe, so findet Prof. Dr. Olaf-Axel Burow klare Worte: „Im 21.Jh. werden wir eine Veränderung der Lebensbedingungen, Anforderungen und Möglichkeiten des Menschen erleben, die in ihrer Intensität etwa dem Wandel der zurückliegenden 20 000 Jahre Menschheitsgeschichte entsprechen.“ Wie die Pandemie und der öffentliche Zugang zu Künstlicher Intelligenz wird uns die Zukunft als Gesellschaft weiterhin überraschen. „Unsichere Zeiten erfordern Zukunftsdenken und den Aufbau der Resilienten Schule.“ Das klingt nach einer enormen Herausforderung, das weiß auch das Schulleitungsteam der IGS-Landau. Trotzdem oder gerade deshalb nehmen sie sich der Herausforderung mit ihrem gesamten Team an. Chris Balme erklärt, was heranwachsende Jugendliche zum Lernen brauchen und adressiert sehr deutlich, wie stark wir den Glaubenssatz "Mehr Unterricht führt zu mehr Lernleistung" hinterfragen müssen.
Spätestens als die ganze Mannschaft sich mit Future Wheels beschäftigt, wird uns klar: Wir treffen hier nicht mehr auf 80 Lehrkräfte (okay, natürlich auch noch 😉) - sondern haben es mit 80 Schulentwickler*innen in einem Raum zu tun.
Später - bei der Wanderung im Pfälzer Wald - wird ein junger Kollege, der sich bewusst gegen eine Karriere am Gymnasium entschieden hat, sagen, dass er das pädagogische Konzept vermutlich nicht in Sätze bringen kann. (Apropos Pädagogisches Konzept: da gibt es ganz schön viel zu sagen! Gemeinsam hat das Kollegium es bereits geschafft, immer wieder innovative Entwicklungen für ihre Schüler*innen auf den Weg zu bringen, denn Veränderungen fallen hier auf fruchtbaren Boden. Das Pflicht-Fach "Fit und Stark", ein herausragendes Ganztagsangebot, das fest implementierte Projekt "Herausforderungen" in drei Klassenstufen - all das und noch viel mehr passiert in einer partizipativen Schulentwicklung gemeinsam mit Schüler*innen.) Er stockt kurz, ist sich offenbar unsicher, ob er das nicht eigentlich müsste, resümiert dann aber, dass es für ihn keinen Unterschied mache, wie das Konzept heißt - er mache und entwickle einfach von Tag 1 an mit, einfach weil es authentisch gelebt wird. So laufen fast alle unsere Gespräche und Begegnungen ab: Wir erleben offene, interessierte, engagierte, neugierige Menschen, denen angesichts von Burows durchaus drastisch formulierten Notwendigkeiten zur Veränderung die pure Lust ins Gesicht geschrieben steht.
Aufgeregt ist dabei genau niemand. Also die angespannte Aufregung oder auch Euphorie, von der man oft die Befürchtung hat, sie könne jede Sekunde in blinden Aktionismus verfallen. Wenn wir hier also von Unaufgeregtheit sprechen, dann meinen wir das im allerbesten Sinne.
Irgendwann - mitten in der Moderation - platzt es aus uns heraus, wir können nicht anders und müssen es spiegeln: Was wir hier erleben, ist eine wahrhaft lernende Organisation.
Wie oft ist dieser Wunsch Zentrum und Ziel von Entwicklungsprozessen, wie oft kommt die Frage auf: Wie werden wir denn eine lernende Organisation?! Und da stehen wir - im Kloster in Neustadt an der Weinstraße, mitten im Pfälzer Wald - mittendrin in einer vollkommen authentischen (und vermutlich völlig unbewussten) schulischen Version dieses Wunschbildes.
Wir haben es ehrlich versucht, die vielen Gelingensfaktoren hier schriftlich zu benennen. Und sind gescheitert. Und das ist gut so. Hat es uns doch dazu gebracht, unser "Café du Challenger - Neues aus der Zukunft" endlich zur Welt zu bringen. Hier wagen wir ab jetzt Deep Dives und gehen den Dingen in persönlichen Gesprächen wirklich auf den Grund. Und nichts wäre besser geeignet, als Ralf & Ralf (ja, wirklich) einmal zu fragen, wie das eigentlich gekommen ist mit der lernenden Organisation mitten im Pfälzer Wald.
Nein, wir machen die Ankündigung nicht (nur) als Trommelwirbel 😉 - sondern wollen Eure Fragen mit ins Gespräch nehmen. Was wollt ihr wissen? Posted eure Frage hier und hört ab Juni rein - we keep you posted!
PS: Ihr habt auch Lust über verschiedene Zukunftsszenarien nachzudenken? Macht doch mal ein Futures Wheel! So könnt ihr verschiedenste Signale und Veränderungen in den Blick nehmen und die Frage stellen: "Wie beeinflusst diese Veränderung unsere Zukunft und welche Konsequenzen hat das für unser Lernen und Leben an der Schule?" - Im Anhang findet ihr dazu eine erklärende Grafik und ein Beispiel aus den Studientagen der IGS-Landau.
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